Die Umstellung von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf Elektroautos hilft kaum gegen Feinstaub. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf einen Antrag des Böblinger CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth hervor. Demnach sei der Straßenverkehr zwar immerhin für die Hälfte der Feinstaubbelastung am Stuttgarter Neckartor verantwortlich. Ursache seien aber vor allem Reifen- und Bremsabrieb sowie Aufwirbelungen. Nur sieben Prozent der Feinstaubbelastung seien auf Abgasemissionen zurückzuführen, so die Landesregierung in ihrer Antwort.
„Ich befürworte die Energiewende und fahre selbst ein Elektroauto“, betont Paul Nemeth, der Vorsitzender des Arbeitskreises für Umwelt, Klima und Energie der CDU-Landtagsfraktion ist. Aber um die Feinstaubbelastung wirksam zu reduzieren, sei es notwendig, andere Wege einzuschlagen. Weil Brems- und Reifenabrieb unabhängig von der Antriebstechnologie zu den Hauptursachen für die hohe Feinstaubbelastung in der Luft zählen, sieht Nemeth die Automobilhersteller in der Pflicht: „Ich wünsche mir, dass die Automobilkonzerne und ihre Zulieferer mit verstärkten Investitionen in Forschung und Entwicklung auf das Feinstaubproblem reagieren.“ Baden-Württemberg könne auch hier eine technologische Führungsrolle einnehmen, zeigt sich Nemeth überzeugt.
Im Landkreis Böblingen seien weltweit führende Unternehmen wie Daimler, Porsche und Bosch zu Hause. „Dieses Potential gilt es zu heben, anstatt die heimische Industrie mit Fahrverboten an den Pranger zu stellen“, so Nemeth. Es gelte, die Kompetenz dieser Unternehmen zu nutzen und gemeinsam technische Lösungen zu entwickeln. Da insbesondere in Schwellenländern wie Indien und China die Luftverschmutzung ein großes Problem darstelle, könnten sich solche technischen Lösungen zu Exportschlagern entwickeln, hofft Nemeth.
Ein weiterer Ansatz zur Reduktion des Feinstaubs in der Luft ist die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs. In den laufenden Haushaltsberatungen hätten sich die Koalitionsfraktionen deshalb entschlossen, Zuschüsse für Schienenfahrzeuge über 60 Millionen Euro bis 2019 bereitzustellen. Damit solle die Schiene vor allem für Berufspendler attraktiver werden, erläutert Nemeth. „Mir ist natürlich auch klar, dass nicht jeder auf die Schiene umsteigen kann – man denke nur an Lieferanten oder Handwerker mit ihrem Werkzeug“, macht Nemeth deutlich. Auch deswegen lehne er Fahrverbote strikt ab. Stattdessen zählt der CDU-Landtagsabgeordnete auf technische Lösungen für das Feinstaubproblem. Ausdrücklich begrüßt Nemeth daher die Ankündigung des Stuttgarter Oberbürgermeisters, in Zusammenarbeit mit der Prüforganisation Dekra in einem „Kehrversuch“ auszutesten, ob sich die Aufwirbelung von Feinstaub durch eine bessere Straßenreinigung verhindern lässt.